Warum ist Personal Branding wichtig?
Du wirst die Haarfarbe von Steve Jobs kennen, weil du als Mensch ein starkes Bindungsverhalten hast. Bereits Charles Darwin stellte fest, dass wir dieses Verhalten brauchen, um uns an die Menschen zu binden, die wir zum Überleben benötigen.
Im Verlauf deines Lebens wist du nicht nur Bindungen zu Personen in der analogen Welt aufgebaut haben, sondern auch in der Digitalen. Das Erfolgsrezept von Social Media liegt begründet in der Nähe, die man zu Konsument:innen (der Community) aufbaut. Man lässt sich gegenseitig an den eigenen Gedanken, Sorgen und Freuden teilhaben, definiert sich über gemeinsame Interessen und baut Vertrauen zueinander auf.
Wenn Menschen, denen du vertraust ein Produkt entwickeln, wirst du es kaufen oder es dir zumindest genauer anschauen? Wenn sie dir eine Marketingsoftware empfehlen oder eine Agentur, wärest du weniger voreingenommen, als von Vorschlägen einer Google-Suche? Wenn sie glücklich für ein Unternehmen arbeiten, würdest du das Unternehmen für einen guten Arbeitgeber halten?
Wahrscheinlich hast du alle Fragen mit, "Ja", beantwortet.
Wir vertrauen Menschen mehr als Marken, vor allem in Zeiten von endloser Werbung. Deshalb bekommt Personal Branding für Unternehmen größere Relevanz.
Theres Heinrich ist Organisationsentwicklerin und Beraterin für die Themen Neue Arbeit und Transformation in der Think Tank Beratung #FORTSCHRITT. Für sie ist Personal Branding eine Antwort auf die Herausforderungen von Unternehmen der "alten" Arbeitswelt. Fachkräftemangel und fehlende Konnektivität bringen, laut Theres, immer mehr Organisationen an ihre Grenzen. Moderne Strukturen und eine vertrauensvolle Kommunikation nach Innen und Außen, sein wichtige Maßnahmen des Wandels.
Was ist Personal Branding?
Man könnte sagen, dass jeder Mensch eine Brand ist, denn Branding ist laut Definition des Autors Marty Neumeier, der Eindruck, den andere Menschen über einen selbst haben.
"Your brand isn’t what you say it is. It’s what they say it is.” Marty Neumeier, The Brand Gap
Du hast sicher Bekannte, Arbeitskolleg:innen und Stakeholder, die eine Meinung über dich haben. Im Detail wird sie sich unterscheiden, aber im Großen und Ganzen lässt sich daraus ein Bild von dir Zeichen.
Wenn du eine Personal Brand aufbaust, fängst du an diese Meinung (deine Marke) zu pflegen.
Wer sollte Personal Branding betreiben?
Was passiert, wenn Führungskräfte und Angestellte sich als Personal Brand im Sinne des Unternehmens verstehen?
Sie werden zu Marken-Botschfter:innen.
Sie fangen an ihr Netzwerk zu erweitern und nutzen ihre Reichweite, um Themen des Unternehmens auf ihre ganz eigene Art zu beleuchten.
Was hat das für Effekte?
- Sie geben Unternehmen Zugang zu Zielgruppen, die sie sonst wenig oder gar nicht erreichen
- Sie fördern den Brand Trust
- Sie tragen aktiv zum Employer Branding bei
"Führungskräfte haben Vorbildfunktion und sollten sich als Motivator:in verstehen. Als Teammitglied brauche ich eine Führungskraft, die weiß, wo er/sie hin möchte, die klar für etwas steht und die Werte des Unternehmens lebt. Ohne klare eigene Werte kann mich eine Führungskraft weder im Sinne des Unternehmens, noch in meinem eigenen Sinn weiter entwickeln. Diese Einstellungen und Werte kommuniziert - in einem öffentlichen Raum, wie den Sozialen Medien - haben mehr Glaubwürdigkeit und Reichweite, als wenn sie ausschließlich hinter geschlossenen Türen bleiben. Am Ende zählen die Taten einer Person. Aber wenn man die Unternehmenswerte in Erfahrungen verpackt, können andere von ihnen lernen und inspiriert werden. Ich denke dies fördert das Corporate - und Employer Branding."
Theres Heinrich von #FORTSCHRITT
Personal Branding sollte bei den Führungskräften anfangen, aber dort nicht aufhören. Unterschiedliche Perspektiven und Ausdrucksformen, zeichnen das Bild eines divers gestalteten Unternehmens, dass keine Angst hat, seine Angestellten zu Wort kommen zu lassen. Außerdem erhöht sich die Reichweite einer Organisation und der Rolle einer Markenbotschafterin/eines Markenbotschafters wohnt eine enorme Wertschätzung inne.
Wie startet man mit Personal Branding?
Die erste Frage, die sich Personen stellen, wenn sie mit Social Media Content anfangen, egal ob Businesskontext oder nicht, ist:
Was soll ich denn posten?
Die Frage kennst du sicher auch.
Es sollten Inhalte sein, die die Ziele des Unternehmens unterstützen und gleichzeitig Werten und Themen entsprechen, hinter denen du stehen kannst.
Um dort hin zukommen solltest du dich den jeweiligen Brand Cores nähren. Dem Brandcore des Unternehmens und deinem eigenen. Im Brandcore treffen sich die Zielgruppe, die Werte und die Ziele.
Das Unternehmen, in dem du tätig bist, sollte bereits einen Brand Core haben oder mindestens eine ein klar definierte Zielgruppe, eine Vision und eine Mission, sowie Jahresziele.
Um herauszufinden was dein Brand Core ist, mache folgende Übung:
Stelle dir mit Hilfe der Mindmap-Methode 5 Fragen.
1. KULTUR: Wie beschreibt dich deine Peer-Group?
2. STIMME: Wie klingst du?
3. GEFÜHL: Wie fühlen sich Menschen, nachdem sie mit dir in Kontakt gekommen sind?
4. EINFLUSS: Welche greifbaren Fähigkeiten besitzt du? Was kannst du gut?
5. X-FAKTOR: Was unterscheidet dich von anderen Menschen?
Beginne mit einem Brainstorming, bei dem es kein richtig und kein falsch gibt. Erst danach priorisierst du, bis bei nur noch 3 Attribute stehen. Hier kannst du eine/einen Reflexionspartner:in zur Unterstützung holen.
In der folgenden Übung, versuchst du deiner Zielgruppe näher zu kommen. Versuche ein möglichst genaues Bild von einer Person zu zeichnen, die stellvertretend für die Menschen steht, mit denen du in einen Austausch kommen möchtest. Was sind ihre Bedürfnisse, was suchen sie auf Social Media und was könnte deine Antwort auf diese Suche sein (siehe Abbildung). Wenn du noch keine Followerdaten zur Analyse hast, ist es viel Wunschdenken, aber es hilft, die Leute die du ansprechen möchtest besser zu fassen und zu manifestieren. Solltest du bereits auf Social Media aktiv sein (egal ob privat oder im Businesskontext), dann schaue dir an, wer deine aktivsten Follower sind und beziehe sie in deine Überlegungen ein. Es sollten Menschen sein, die regelmäßig deine Beiträge kommentieren und/oder dir Nachrichten schreiben.
Wenn das geschafft ist, legst du deine Ergebnisse, neben die Brand Core Ergebnisse des Unternehmens. Gibt es Übereinstimmungen? Findest du deine Brand Attribute in der Vision und Mission des Unternehmens wieder? Ist deine Traumzielgruppe eine, die dem Unternehmen dabei helfen kann die Jahresziele zu erreichen (junge Menschen, die sich für einen Jobeinstieg interessieren oder Nachhaltigkeitsfans)?
Versuche aus diesen Übereinstimmungen Themen abzuleiten, über die du im Sinne des Unternehmens sprechen möchtest.
Gehe danach in eine Reflexion mit einer Teamkollegin/einem Teamkollegen. Stimmen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung überein? Hat eine andere Person noch Input zur Zielgruppe? Sieht die andere Person die gleichen Übereinstimmungen zwischen Brand und Personal Brand?
Hier ein paar Beispiele für Personal Brands im Sinne des Unternehmens:
Wie kommt man ins regelmäßige Posten?
Jetzt wird es kreativ! Jetzt kannst du anfangen Formate zu entwickeln. Formate gießen deine Themen in eine reproduzierbare Form und schützen dich davor, immer aufs neue überlegen zu müssen, was du posten sollst.
Ich poste zum Beispiel regelmäßig Content-Empfehlungen auf LinkedIn. Ich konsumiere so viele Content Marketing und Videoinhalte, dass ich die Leuchttürme als Inspiration für mich und Andere teile. Ich analysiere das Contentpiece und stelle heraus, was daran gut gelungen ist. Danach gebe ich Anregungen für Unternehmen und ihre eigene Contentproduktion. Mein Unternehmen ist eine Agentur für Content und Video Marketing. Menschen, die mit unserem Unternehmen in Kontakt kommen, sollen jedes Mal angeregt und aufs neue motiviert werden, bessere Inhalte in die Welt zu bringen.
Ist LinkedIn DIE Plattform für Personal Branding?
Die nächste Herausforderung, die Viele beim Thema Personal Branding und Social Media haben, ist das Plattformen-Thema. LinkedIn ist die momentane Antwort für Kommunikation im Businesskontext. Doch heißt das nicht, dass du dich dort aufhalten musst. Es kommt nämlich viel mehr darauf an, wo sich deine Zielgruppe befindet und auf welcher Plattform du dich wohl fühlst!
Selbst Garry Vee, der Good Father of Brand-Building, sagt das.
Er räumt zwar ein, dass du dir ggf. Chancen entgehen lässt, wenn du nicht auf Videoplattformen unterwegs sein willst, aber so what? Die Pflege deiner Personal Brand wird sowieso nicht funktionieren, wenn du dich mit den Inhalten, ihrer Herstellungsart und der Plattform nicht wohl fühlst.
Wenn du spannende Dinge zu erzählen hast, dann wird dich die Zielgruppe finden. Du willst ja auch nicht der nächste Garry Vee oder Mr. Beast werden. Du willst die Ziele deines Unternehmens unterstützten, du willst dein Netzwerk erweitern und deine Überzeugung teilen. Dafür braucht man keine Millionen Follower und Fans.
Nun hast du deine Plattform(en) definiert, Formate und Themen gefunden, die du in die Welt bringen möchtest und deinen Stil definiert. Jetzt heißt es ANFANGEN. Trau dich, leg los, am besten gemeinsam mit deinen Kolleg:innen. Setzt euch Posting-Ziele und unterstützt euch. Viel Spaß :)
Du willst als Personal Brand auf YouTube aktiv werden? Dann wird dich unser Artikel Erfolgreich auf YouTube, lernen von den Besten, sicher interessieren.